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Deutschlands Wasser verschwindet

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Neue Satellitendaten zeigen dramatische Wasserverluste

Steg an einem ausgetrockneten See | Bild: iStock / Getty Images Plus/landschaftsfoto

Deutschland hat in den vergangenen 20 Jahren dramatisch an Wasser verloren. Experten schätzen, dass der Verlust der gesamten Wassermenge des Bodensees entspricht. Das zeigen neue Analysen. Die Erkenntnisse wurden erstmals veröffentlicht in der Fernsehdokumentation „Bis zum letzten Tropfen“ (Mittwoch, 16. März, um 21:45 Uhr im Ersten). Die Doku ist Teil des ARD-Events #unserWasser, der am 16. März 2022 beginnt.

Deutschland gehört zu den Regionen mit dem höchsten Wasserverlust weltweit. Das zeigen Daten der Satellitenmission „Grace*“. Der wissenschaftliche Leiter des Projekts, Jay Famiglietti vom Global Institute for Water Security, hat die Satellitenforschung im Auftrag der NASA und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt ausgewertet. Seit der Jahrtausendwende verliere das Land 2,5 Kubik-Kilometer Wasser jährlich. Zusammengenommen ebenso viel Wasser, wie der Bodensee enthält. Stark betroffen sind die Region um Lüneburg, Baden-Württemberg und Bayern.

Die Grace-Satelliten messen Veränderungen der Schwerkraft der Erde, die z.B. durch den unterschiedlichen Wassergehalt entstehen. Vor allem steigende Temperaturen in der Klimakrise führen zu mehr Verdunstung und damit zu Wassermangel. Das zeigen weitere Analysen. Während anhaltender Trockenphasen – wie im Sommer 2018 – ist es bereits zu regionalen Problemen mit der öffentlichen Wasserversorgung gekommen.

Prof. Martin Grambow von der Bund-Länder Arbeitsgemeinschaft Wasser kommentiert in der Doku die neuen Daten so:

»Diese Informationen sind bei uns noch nicht veröffentlicht, und sie stützen das Bild, dass wir letztendlich ein systemisches Defizit haben. Und das Unangenehme dabei ist: Das geht lange, lange Zeit gut, und wenn es dann aber merkbar wird, dann ist es bei weitem zu spät.«

Ebenfalls konfrontiert mit den „Grace*“-Daten sagte der Bayerische Umweltminister Thorsten Glauber:

»Jede Staatsregierung in den 16 Ländern muss das Thema Wasser als das herausfordernde Thema mit auf der Agenda haben. Wenn ich mir die ersten fünf Themen ansehe, muss das Wasser unter den ersten fünf Themen stehen.«

Quelle: ARD vom 16.03.22

* Wozu die GRACE-Daten dienen
Quelle: BR Mission GRACE: Die Vermesser vom 09.05.2018 Bilder BR

Grundwasserbeobachtung

Dank der Daten von GRACE konnte Grundwasser entdeckt werden, das in Böden und wasserführenden Gesteinsschichten gespeichert ist. Der Hydrologe Matt Rodell vom Goddard Space Flight Center der NASA in Maryland (USA) nutzt diese Daten dazu, immer mehr Grundwasserdepots zu identifizieren, die die Menschen schneller leeren, als sie sich wieder erneuern können. 2015 wurde auf Basis der GRACE-Daten eine Übersicht veröffentlicht, die zeigt, wie weltweit ein Drittel der größten Grundwasserbecken dramatisch an Wasser verlieren.

Daten über Abschmelzen von Eis

Wissenschaftler, die sich mit den arktischen und antarktischen Eismassen befassen, haben als erste die Daten von GRACE genutzt. Dank dieser Daten konnte der Masseverlust der Eisschilde kontinuierlich nachgewiesen werden. Es stellte sich heraus, dass der Masseverlust sowohl auf Grönland als in der Antarktis weitaus dramatischer war als vorher angenommen. Seit dem Start von GRACE im Jahr 2002 hat Grönland 280 Milliarden Tonnen Eis pro Jahr verloren. Die Antarktis rund 120 Milliarden Tonnen.

Daten über Veränderung bei Inlandsgletschern

Auch der Masseverlust von Inlandsgletschern weltweit wird mit GRACE-Daten dokumentiert. So hat ein Forscherteam unter der Leitung der GFZ-Wissenschaftler Daniel Farinotti und Andreas Günther anhand der Daten abgeschätzt, dass das chinesische Tian Shan-Gebirge derzeit jährlich doppelt so viel Eis verliert wie ganz Deutschland an Wasser pro Jahr verbraucht. Gekoppelt an ein glaziologisches Modell kam heraus, dass die Hälfte des Gletschereises des Tian Shan im Jahr 2050 verschwunden sein wird.

Hochwasservorhersage

Um die Entstehung und Entwicklung von Flutwellen abschätzen zu können, sind Informationen in nahezu Echtzeit (near-real time, kurz NRT) erforderlich. Für große Einzugsgebiete ergeben sich so Vorwarnzeiten von einigen Tagen. In einem von der Europäischen Union geförderten Projekt sollen solche NRT-Daten zum Schwerefeld und korrespondierende Indikatoren für Fluten zusammengeführt werden. Der Testbetrieb startete am 1. April 2017 im Zentrum für Satellitengestützte Kriseninformationen (ZKI) am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen.

Daten über die Ozeandynamik

Meerwasser erwärmt sich und dehnt sich aus. Es verändert sich durch Zufluss aus Gletscherregionen und Eisschilden. Beides trägt zum Meeresspiegelanstieg bei. Um nun genauer herauszufinden, was die Ursache für die temperaturbedingte Ausdehnung des Wassers ist, braucht man die Daten über die Masseverteilung des Wassers. So eine Untersuchung hat zum Beispiel Inga Bergmann vom GFZ mit GRACE-Daten für den antarktischen Zirkumpolarstrom gemacht und konnte so einen großräumigeren Blick auf die Dynamik der Meeresströmung geben als bisherige Messungen vor Ort.

Daten über das Erdinnere

Durch die Masseverschiebungen des oberflächlichen Wassers bewegt sich auch der zähflüssige Mantel unter der Erdkruste minimal. Forscher haben mittels der GRACE-Daten herausgefunden, wie der Verlust der Eisschilde und der Schwund des Grundwassers die Erdrotation verändern, weil sich das System diesen Massebewegungen anpasst.

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