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Eine Erde ist nicht genug

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Ab Mittwoch dem 2. August 2023 verbrauchen die Menschen mehr Ressourcen, als der Planet für dieses Jahr hergibt

Berlin. Das Jahr dauert zwar noch fünf Monate, die Ressourcen der Welt sind aber schon jetzt erschöpft. Im globalen Vergleich steht Deutschland nicht gut da. Wie die Politik auf den Stichtag schaut und was Umweltverbände fordern.

Die Menschen leben hinsichtlich der Ressourcen deutlich über ihre Verhältnisse – gerade auch in Deutschland. Ab dem 2. August verbrauchen wir weltweit mehr Ressourcen, als die Erde in einem Jahr hergibt. Foto: Pleul/dpa

Ab dem 2. August lebt die Menschheit rein rechnerisch betrachtet über ihre Verhältnisse. Der sogenannte Erdüberlastungstag markiert den Zeitpunkt im Jahr, von dem an die Menschen mehr Ressourcen verbrauchen, als die Erde regenerieren kann. „Wir leben und wirtschaften ab heute global auf Pump – und zwar zulasten des Planeten und unserer zukünftigen Generationen“, mahnt Rebecca Tauer, Expertin für Circular Economy beim Naturschutzverband WWF Deutschland.

Wie ist der Erdüberlastungstag vor diesem Hintergrund einzuschätzen und was ist nun konkret erforderlich? Die wichtigsten Antworten im Überblick.

Wie wird der Erdüberlastungstag berechnet?

Für die Schätzung ist das amerikanische Global Footprint Network zuständig. Die Denkfabrik berücksichtigt dabei zwei Größen: Zum einen das, was die Natur im Jahr produzieren und absorbieren kann. Konkret geht es dabei zum Beispiel um Rohstoffe, Trinkwasser und Nahrungsmittel, aber auch um menschengemachten Müll. Das wird dann dem gegenübergestellt, was die Menschen mit ihrer Lebens- und Wirtschaftsweise verbrauchen. Beides kombiniert ergibt den Tag, an dem alle Ressourcen des Jahres rechnerisch verbraucht sind. In diesem Jahr überzieht die Menschheit die Kapazitäten des Planeten so weit, dass es eigentlich 1,7 Erden bräuchte.

An welchen Daten war der Erdüberlastungstag in vergangenen Jahren?

2022 fiel der Erdüberlastungstag nach ursprünglichen Berechnungen auf den 28. Juli. Neuere Daten legen hingegen nahe, dass es tatsächlich eher der 1. August war. Dass der Stichtag in diesem Jahr minimal später liegt, dürfte aber kein Grund zur Entwarnung sein. „Der Trend ist flach“, sagt eine Sprecherin des Global Footprint Network. Laut der Umweltorganisation Germanwatch war 1970 das bislang letzte Jahr, in dem sich Verbrauch und Regeneration von Ressourcen im Gleichgewicht befanden. Seitdem ist der Erdüberlastungstag immer weiter in den Jahreskalender vorgedrungen.

Nachdem er im Jahr 2000 auf den 22. September gefallen war, lag er 2010 bereits am 6. August. Durch die Folgen der Corona-Pandemie verschob sich der Tag 2020 einmalig etwas weiter nach hinten.

Welche Rolle spielt Deutschland beim Erdüberlastungstag?

Ginge es nur nach der Bundesrepublik, fiele der Erdüberlastungstag bereits auf den 4. Mai. Damit liegt Deutschland laut Germanwatch in puncto Ressourcenverbrauch und Emissionen im internationalen Vergleich im oberen Viertel. „Dass der deutsche Überlastungstag sogar auf Anfang Mai fällt, zeigt die Rolle und Verantwortung, die wir in Deutschland haben“, betont Rebecca Tauer vom WWF.

Global schwankt der Stichtag insgesamt stark: Während er in Australien und den USA in diesem Jahr bereits im März lag, wird er in Ecuador und Indonesien erst Anfang Dezember erwartet.

Wie reagiert die Politik auf den Erdüberlastungstag?

Laut dem klimapolitischen Sprecher der FDP-Fraktion, Olaf in der Beek, müsse der Fokus auf der Reduktion des weltweiten Treibhausgasausstoßes liegen. „Das Instrument der Wahl sollte dabei der Emissionshandel mit einem strengen CO2-Deckel sein. Durch das gnadenlose Prinzip aus Angebot und Nachfrage und dem Druck des Wettbewerbs werden klimaschädliche Produkte verdrängt und Innovationen angereizt“, ist er überzeugt. Lisa Badum, Obfrau der Grünen im Ausschuss für Klimaschutz, unterstreicht: „Es wird Zeit, dass alle Parteien daraus endlich die richtigen Schlüsse ziehen. Wir brauchen den Umbau zu einer umweltgerechten Landwirtschaft, Alternativen zu kurzlebigen Verpackungen und ein Klimaschutzgesetz, das die nötigen Emissionsminderungen im Verkehr anregt“, betont sie.

Was fordern Umweltschutzorganisationen?

Nach Auffassung des WWF braucht die Bundesregierung dringend einen Plan, wie mit weniger Ressourcen gut zu leben sei. „Die nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) ist eine große Chance für die Bundesregierung, diesen Plan mit ambitionierten Zielen zu entwerfen“, sagt Rebecca Tauer. Ziel der NKWS solle es sein, den primären Rohstoffbedarf absolut zu senken. Aus Sicht des WWF müsse man bis 2045 auf einen Rohstoffkonsum von sieben Tonnen pro Kopf jährlich kommen. Bis dahin dürfte es ein weiter Weg sein: Laut dem Bundesumweltamt lag der Verbrauch in Deutschland zuletzt mehr als doppelt so hoch. (oer)

Quelle: Nordsee-Zeitung vom 02.08.2023 von David Grzeschik Büro Berlin

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