BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Batterien im Hausmüll – Explosiver Abfall

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Täglich brennt es in Müllfahrzeugen, Recyclinghöfen und Sortieranlagen. Auslöser sind meist Batterien und Akkus, die falsch entsorgt wurden – ein vermeidbares Risiko.

Foto: ARD

Tiefschwarzer Rauch steigt auf über Berlin am Abend des 31. Mai 2023 – sichtbar bis über die Stadtgrenze hinaus. Anwohner sollen Fenster und Türen geschlossen halten. Die Feuerwehr kämpft stundenlang mit zeitweise mehr als 200 Einsatzkräften gegen die Flammen. Was genau den Großbrand in einer Lagerhalle für Papier-Abfall im Bezirk Neukölln ausgelöst hat, ist unklar und lässt sich kaum rekonstruieren. Als sehr wahrscheinlich gilt aber eine unsachgemäß entsorgte Batterie – laut Entsorgungsbranche die mit Abstand häufigste Brandursache.

Ob in blinkenden Kinderschuhen, elektronischen Grußkarten oder ausrangierten Handys: Immer häufiger landen Lithium-Ionen-Batterien, die in Geräten verbaut sind, im Hausmüll. Von dort gelangen sie in Müllfahrzeuge, Sammelcontainer oder Sortieranlagen. In den Müllpressen werden die Batterien oft beschädigt und entzünden sich explosionsartig. Statistiken, wie oft das passiert, gibt es nicht. In der Branche man von einer zweistelligen Zahl an Bränden pro Tag aus.

Jede Woche brennt ein Standort ab

Auch auf dem Recyclinghof Neuratjensdorf (Kreis Ostholstein) kam es schon zweimal zu größeren Bränden durch falsch entsorgte Akkus. Foto: Zweckverband Ostholstein

Die meisten Feuer werden durch das Personal oder Warnsysteme, etwa mit Infrarotkameras, frühzeitig erkannt und dann gelöscht. Doch immer öfter komme es zu größeren Bränden, warnt der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungs-, Wasser-, und Kreislaufwirtschaft (BDE), Peter Kurth: „Wir haben mittlerweile ein bis zwei Mal pro Woche den Fall, dass ein ganzer Standort abbrennt. Da liegt der Schaden schnell im zweistelligen Millionenbereich.“

Todesopfer gebe es glücklicherweise noch keine – aber die Entwicklung sei lebensbedrohlich für die Angestellten. Um möglichst viele Menschen zu sensibilisieren, haben Abfallwirtschaft und kommunale Entsorger mehrere Öffentlichkeits-Kampagnen gestartet. Dazu gehört etwa die Mülltonnen-Aufkleber-Aktion „Brennpunkt: Batterie“. Anfang Oktober fuhren in Berlin 50 Müllfahrzeuge im Korso durch die Innenstadt, um auf das Problem aufmerksam zu machen. Regelmäßig warnen die Verbände vor der Brandgefahr.

200.000 Sammelstellen bundesweit

Doch falsch entsorgte Elektroteile und Batterien sind nicht nur ein Sicherheitsrisiko und finanzielles Problem für die Abfallwirtschaft, sondern führen auch zu Rohstoffverschwendung. Bei den Bestandteilen moderner Batterien wie Zink, Aluminium, Lithium oder Kobalt ist Deutschland Importnation. Dennoch liegt die Wiederverwertungsquote bei Batterien hierzulande bei nur gut 50 Prozent.

Dabei ist die ordnungsgemäße Entsorgung recht einfach. Laut Umweltbundesamt (UBA) gibt es für Altbatterien bundesweit etwa 200.000 Sammelstellen. Diese befinden sich überall dort, wo neue Batterien verkauft werden, etwa in Drogerien, Elektrogeschäften oder Tankstellen. Zudem nehmen Kommunen alte Batterien und Akkus kostenlos auf Wertstoffhöfen an.

Fest verbaute Batterien in Elektrogeräten müssen von Händlern, die solche Geräte verkaufen, zurückgenommen werden – egal ob der Kauf dort stattgefunden hat oder nicht. Dazu gehören Elektrohändler, aber auch Supermärkte und Kaufhäuser. Ganz gleich also, ob Bequemlichkeit oder Unwissenheit der Grund dafür ist, Batterien in den Hausmüll zu werfen: Die Gefahren und Risiken sind durch die korrekte Entsorgung leicht vermeidbar.

Hersteller in der Verantwortung?

Die Entsorgungsbranche fürchtet, dass das Problem mit steigenden Verkaufszahlen von Akkus und Batterien sogar noch zunimmt. Schon jetzt gebe es Versicherungen, die aufgrund der enormen Schadenssummen nicht mehr mit Versorgungsunternehmen zusammenarbeiten wollten, so BDE-Präsident Kurth: „Wenn die verbleibenden Versicherungen extrem hohe Prämien verlangen, können Standorte nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden.“

Und so fordern gleich mehrere Branchenvertreter die Politik auf, Hersteller von Produkten mit fest verbauten Batterien mit in die Verantwortung zu nehmen. Eric Rehbock, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Sekundärrohstoffe und Entsorgung, kritisiert etwa: „Es kann nicht sein, dass die Unternehmen, die diese Akkus in die Welt setzen, damit Geld verdienen und die Entsorgungsunternehmen die Brandrisiken schultern müssen.“

Eine weitere Forderung ist ein Pfandsystem für Batterieprodukte. Das Umweltbundesamt hat die Einführung einer solchen Pfandpflicht kürzlich geprüft. Die Fachleute kommen dabei zu dem Schluss, dass ein Rundum-System für alle Typen von Lithium-Ionen-Batterien nicht umsetzbar sei. Rückgabesysteme für ausgewählte Batterietypen, etwa in Handys oder Laptops, seien hingegen vorstellbar und sinnvoll.

Quelle: ARD rbb vom 05.11.2023 von Ole Hilgers

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