BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Volle Container sind Ärgernis

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Altpapierboxen auf Supermarktplätzen werden regelmäßig zugemüllt – BEG verweist auf blaue Tonne

BREMERHAVEN. Nicht immer geht alles an Altpapier und Kartons in die hauseigene blaue Tonne. Die Bremerhavener Entsorgungsgesellschaft (BEG) bietet in der Seestadt aber nur noch einen einzigen öffentlichen Papiercontainer an. Er steht an der Müllbeseitigungsanlage. Eine Alternative sind privat aufgestellte Boxen auf Supermarkt-Parkplätzen – doch die werden regelmäßig zugemüllt.

Auf der Internetseite http://kalender.beg-logistics.de/locations/public gibt es diese Übersicht über die näheren Standorte von Glas- und Altkleidercontainern, wenn man seine Adresse eingibt. Screenshot nz

Auf der Internetseite http://kalender.beg-logistics.de/locations/public gibt es diese Übersicht über die näheren Standorte von Glas- und Altkleidercontainern, wenn man seine Adresse eingibt. Screenshot nz

„Am Montag ist es immer die Hölle am Altpapiercontainer“, sagt Sven Petersen, stellvertretender Marktleiter des E-Centers an der Schiffdorfer Chaussee. Der Altpapiercontainer werde übermäßig genutzt. „Und wenn einer anfängt, etwas danebenzustellen, macht der nächste es ihm nach“, weiß Petersen. Ärgerlich sei das, auch weil man die Verursacher meist nicht erwische. „Sonntagsabends wird viel gebracht“, sagt Petersen. Der Altpapiercontainer sei ein wichtiger Service für die Kunden. „Wenn wir den nicht aufstellen würden, landet das Zeug in der Wildnis“, meint Petersen.

Die Entsorgungsfirma Becker und Brügesch aus Bremen hat die Fläche gemietet. „Die arbeiten gut mit und kommen mit Extratouren, um zusätzlichen Müll abzutransportieren“, sagt Petersen. Auch eine Videokamera an der Rampe habe der Supermarkt installiert, in der Hoffnung, dass sie Müllsünder abschrecke.

So zugemüllt war der Altpapiercontainer auf dem Real-Markt-Parkplatz in Lehe jede Woche. Wer sein Altpapier loswerden wollte, hatte keine Chance. Inzwischen gibt es deshalb dort keinen Container mehr. Foto Schwan

So zugemüllt war der Altpapiercontainer auf dem Real-Markt-Parkplatz in Lehe jede Woche. Wer sein Altpapier loswerden wollte, hatte keine Chance. Inzwischen gibt es deshalb dort keinen Container mehr. Foto Schwan

Waldemar Borkowski weiß hingegen: „Wird die Vermüllung zu viel, lohnt es sich für die Firma irgendwann nicht mehr.“ Der Leiter des Real-Marktes an der Pferdebade hat den Container auf seinem Parkplatz deshalb Ende des Jahres abgeschafft. „30 Jahre lang hatten wir einen Container bei uns stehen, doch in den letzten drei Jahren wurde da immer häufiger Bauschutt und Sperrmüll rein geworfen“, so Borkowski. Am Ende seien 70 bis 80 Prozent des Containerinhaltes nicht mehr Pappe gewesen. „Wir sind dem einfach nicht mehr Herr geworden“, so Borkowski. Zudem seien die Kosten für die Entsorgung des Bauschutts und des Sperrmülls zu viel geworden. „Ich musste montags immer zwei meiner Mitarbeiter abstellen, um vor dem Container aufzuräumen, manchmal haben die drei Stunden lang mit Einkaufswagen die Sachen weggebracht“, sagt Borkowski.

Für das Verhalten der Müllsünder hat er kein Verständnis. „Diejenigen, die einfach nur ihr Altpapier loswerden möchten, müssen jetzt weitere Wege in Kauf nehmen“, so Borkowski. Einige Kunden hätten sich schon beschwert. „Ich kann nur anbieten, das Verpackungsmaterial unserer eigenen Produkte wieder zurückzunehmen, das müssen wir auch“, so der Marktleiter. Er überlege inzwischen, einen neuen Container an einer anderen Stelle des Parkplatzes aufzustellen. „Das hängt noch davon ab, ob ich ein Entsorgungsunternehmen finde“, so Borkowski.

Dass die Altpapiercontainer gut genutzt werden, bestätigt auch Jens Knauer, Chef des Edeka-Markts Roter Sand. „Nach dem Flohmarkt sind die Container immer voll. Aber wir wollen nicht wegen ein paar Sündern all diejenigen bestrafen, die ihr Altpapier loswerden wollen“, so Knauer.

Die BEG stellt jedem Haushalt blaue Papiertonnen zur Verfügung. „Wem seine Tonne zu klein ist, kann sich auch eine größere bestellen, es gibt 120 Liter, 240 Liter und 1.100 Liter, auch eine zweite Tonne ist möglich“, sagt Geschäftsführer Stefan Ketteler. Zusätzliche Gebühren fallen keine an. Kartons dagegen an die Straße neben volle Tonnen zu stellen, sei keine Lösung. „Wir leeren mehr als 30.000 Abfallgefäße, wenn neben jedem etwas stehen würde, liefe der Wagen über“, so Ketteler. Wer sein Altpapier außer der Reihe loswerden möchte, könne das am Abfallhof an der Hexenbrücke erledigen. „Wenn jemand nicht mobil ist, kann er uns kontaktieren. Wir finden eine Lösung“, so Ketteler.

Das entsorgte Altpapier wird verwertet, aufbereitet und an Papierfabriken verkauft. Dort wird aus Altpapier Neues gemacht. In Bremerhaven kauft auch die „Papierbank“ an der Elbestraße Altpapier an – und zahlt für jeden Mülleimer voll ein paar Cent.

Altglascontainer sind laut Ketteler hingegen in der Stadt an mehreren Orten aufgestellt. Eine Übersicht hat er nicht. „Auf unserer Internetseite kann man seine Adresse eingeben, dann bekommt man eine Adressliste und eine Karte mit den Containerplätzen“, so Ketteler.

Müll in Zahlen
› 40.000 Tonnen Hausmüll entsorgt die BEG jährlich in der Stadt.
› Dazu kommen in allen Haushalten 6.000 Tonnen Altpapier und 3.000 Tonnen Gelbe Säcke
› 30.000 Abfallgefäße werden laut BEG wöchentlich geleert

Quelle: NORDSEE-ZEITUNG vom 06.05.2017 von Laura Bohlmann-Drammeh

Anmerkung: „Man kann das Problem ja gänzlich beiseite schaffen, indem man einfach eine größere Tonne bestellt oder das Altpapier eben später in den geleerten Container entsorgt und nicht auf der Straße, oder …“

Bares für altes Papier
Leserbrief in der Nordsee-Zeitung Zum Artikel „Volle Container sind Ärgernis“ vom 6. Mai:

Volle Altpapierboxen sind ein Grauen, wohin mit dem Papier, mal schauen. Rein passt nichts, oh verflixt, stopfen nützt nun auch mal nix. Ich hab’s, ich weiß es, ich mach’s wie in alten Zeiten, bring das Papier zum Altstoffaufbereiten. Bekomme sogar noch ein paar Cent dafür, helfe dabei dem älteren Pärchen Tür an Tür. Die freuen sich, ich mich auch, ist wie so’n alter Brauch. Alle zwei Monate kann ich schön Essen gehen, also Leute, seid nicht so bequem. Hört auf, die Welt anzuflehen, werdet selber tätig und fangt an zu gehen. Im Fischereihafen ist jemand da, der nimmt das Papier mit Freuden und gibt euch das Geld auch bar.
Silke Freser, Lehe

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