BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Ein kaputter Akku ist nicht das Ende

| Keine Kommentare

Deutsche entwickeln Smartphone mit wechselbaren Einzelteilen – Kooperation mit Hersteller in China

FALKENBERG. Auf den ersten Blick sieht das Smartphone nicht anders aus als andere. Und doch: Statt für den Nutzer eine „Blackbox“ zu sein, fest verschlossen, ohne eine Möglichkeit, ins Innere zu schauen, besteht dieses Gerät aus 13 für den Nutzer schnell wechselbaren Modulen.

„Insgesamt sind es 20 Teile“, erklärt Samuel Waldeck (40). So könne der Nutzer – sollte etwas kaputtgehen oder ein Upgrade gewünscht sein – ohne Probleme Komponenten wechseln, und das selbst.

Aus insgesamt rund 20 Teilen besteht ein Shiftphone, 13 von ihnen sind schnell wechselbare Module, die der Kunde den Angaben zufolge problemlos auch selbst austauschen kann.
Foto: Shift GmbH

Samuel Waldeck ist einer von drei Geschäftsführern der Shift GmbH. Sie hat das erste in Deutschland konzipierte modulare Smartphone entwickelt und auf den Markt gebracht. Zusammen mit seinem Bruder Carsten (48) und Vater Rolf Waldeck hat Samuel Waldeck die Firma 2014 gegründet. Nicht in einer der weltweiten Hightech-Metropolen, sondern im beschaulichen Falkenberg, einem knapp 800 Einwohner umfassenden Ortsteil der Gemeinde Waben, etwa 30 Kilometer von Kassel entfernt.

Wenn er nun die Pläne der EU Kommission hört, Verbrauchern grundsätzlich ab dem kommenden Jahr ein „Recht auf Reparatur“ von Elektrogeräten einzuräumen, muss er schmunzeln. Handys, Laptops und Co. so zu konstruieren, dass sie zu einem adäquaten Preis repariert und somit länger genutzt werden können? Nach diesem nachhaltigen Ansatz arbeitet die Shift GmbH seit ihrer Gründung.

Die schlechte Reparierbarkeit, die fest verbauten Akkus und die geschlossenen Systeme – all diese Dinge, die zu einer Kurzlebigkeit von Smartphones führen, hatten Samuel Waldeck und seinen Bruder schon lange geärgert – ebenso wie die Art und Weise der Produktion. Also fingen die Brüder an, selbst zu entwickeln.

In China habe man dann einen Produktionspartner gesucht – und auch Lehrgeld gezahlt. Viele Türen wurden den beiden Hessen direkt vor der Nase wieder zugemacht. „Die Stückzahl, die wir damals wollten, war mit 1000 Geräten viel zu niedrig. Die meisten wollten 100 000 und mehr“, erinnert sich Waldeck. „Durch Zufall haben wir einen innovativen Hersteller in China gefunden, der unser Konzept und unsere Idee verstanden hat.“ Schon im Gründungsjahr kamen die ersten Geräte auf den Markt. Verkauft habe man vor allem in der Region, um Erfahrungen zu sammeln, sagt Waldeck.

Für manch ein junges Unternehmen ist der Schritt nach China mit der Angst verbunden, kopiert zu werden. Das war bei den Gründern der Shift GmbH anders. „Es geht darum, Geräte insgesamt nachhaltiger zu machen. Wir haben keine Patente angemeldet“, sagt Samuel Waldeck.

Seit 2018 betreibt die Shift GmbH eine eigene Produktion mit zehn Mitarbeitern in der Zehn-Millionen-Metropole Hangzhou, 180 Kilometer südwestlich von Schanghai. Auch dort gilt die 40-Stunden-Woche, und es gibt eine soziale Absicherung, erklärt Waldeck. Anders als bei der weit verzweigten Lieferkette, die nicht bis ins kleinste Detail transparent sei, könne man die Art der Produktion einfach beeinflussen, so die Ansicht der Gründer.

Warum dann nicht gleich eine Produktion in Deutschland? Das hat für Samuel Waldeck auch mit Umwelt- und Ressourcenschutz zu tun. „Die Komponenten werden in China hergestellt. Sie einzeln so zu verpacken, dass sie sicher in Deutschland ankommen, würde Berge an Verpackungsmüll verursachen“, erklärt er.

Vertrieben wird das Shiftphone fast ausschließlich über den Onlineshop des Unternehmens. Wen es interessiert, der kann auf der Internetseite der Shift GmbH nachlesen, wie sich der Preis des Smartphones zusammensetzt. Und noch etwas kommt hinzu: Die Geschäftsführer ziehen keine Gewinne aus dem Unternehmen. Alles werde investiert oder für soziale oder Umweltschutzprojekte gespendet. „Wir zahlen uns ein ganz normales Gehalt aus.“

Wer sich für ein Shiftphone entscheidet, muss allerdings Geduld mitbringen. Zwischen vier und acht Wochen dauert es, bis das Gerät ausgeliefert wird. Mit der Bestellung finanziert der Kunde den Einkauf der Komponenten und die Produktion. Es werden einige Bestellungen gesammelt, bis sie in die kleine Fertigung gegeben werden.

Geplant ist, das Shift-Sortiment um Tablets und Laptops zu erweitern. Ende des Jahres, so hat das Unternehmen jüngst angekündigt, wird es zumindest mit dem ersten neuen Produkt so weit sein.

Quelle: Nordsee-Zeitung vom 03.07.2020 von Nina Kallmeier

Anmerkung: Ein guter Schritt zur Vermeidung von Elektronik-Schrott!

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.